Haltung ist Machen

January 31, 2022
4
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Sarah Zimmermann

Es gibt sie nicht, die eine richtige Lösung oder den einen richtigen Ansatz in der agilen Organisationsentwickung. Jede Organisation ist anders gewachsen und unterschiedlich geprägt. Als soziales System besteht sie aus vielschichtigen Gegebenheiten, Prozessen, Mustern, Denk- und Handlungsweisen und ist für sich allein schon komplex. Jede Organisation ist dabei so individuell wie die Menschen, die in ihr wirken.

Unsere Haltung bestimmt unser Verhalten

Der Kern von allem, was wir bei Denkstarter tun, ist das Erlernen und Erleben einer Haltung, die die agilen Prinzipien fördert und unterstützt. Der Weg dorthin führt uns hier entlang: 


  1. Die bewusste Wahrnehmung: Wir entwickeln einen Sinn dafür, dass unsere Haltung unser Verhalten bestimmt. Das ist ein sehr individueller Prozess, der unter anderem den persönlichen Reifegrad bestimmt und von diesem bestimmt wird. Dieser erste Schritt ist der wichtigste in Richtung individueller Transformation. Wir entwickeln eine Sensibilität dafür, wie wir uns selbst, unser Denken und Handeln wahrnehmen. Manche Dinge werden uns auffallen, die uns früher nicht aufgefallen sind. Warum reagieren wir in bestimmten Situationen so? Was stört mich am Verhalten der anderen? Hier findet auch eine Veränderung in dem Sinne statt, dass wir offener für andere Meinungen und Impulse werden. Innerhalb dieser Dynamik bietet sich eine Auseinandersetzung mit den eigenen Werten an. In einem organisationalen Kontext spielen hier auch das Wertesystem der Organisation und die gelebten Werte eine Rolle. 
  2. Reflexion: Durch Reflexion verinnerlichen wir, dass eine Haltung manifestiver als eine Einstellung ist. Einstellung ist denken, aber Haltung ist machen. Wir lernen, Verhaltensweisen und Reaktionen differenziert zu betrachten. Wir wenden uns neuem Denken aktiv zu. Reflexion ist ein wertvoller Lernprozess und die ehrlichste Phase der Transformation. In einem organisationalen Umfeld sind sogenannte „safe spaces“ wichtig, in denen ein hohes Maß an psychologischer Sicherheit gewährleistet werden kann. 
  3. Aktion: Hier überwinden wir persönliche Grenzen, trauen uns vor, stehen für unsere Werte ein. Wir werden gestalterisch, finden kreative Lösungen, vernetzen uns und gehen einen Schritt in Richtung Selbstorganisation. Wir übernehmen Verantwortung und entwickeln Vertrauen. Aktion zeigt sich vor allem auch in kleinen Gesten und Handlungen. Auf organisationaler Ebene findet bei der Mitarbeiter- und Organisationsentwicklung hier der nächste Schritt des agilen Reifegrades statt. 

Diese Dynamiken haben keine Trennschärfe. Mit jeder Aktion entstehen positive Erfahrungen. Diese fördern wiederum die bewusste Wahrnehmung. Dieser Kreislauf an stetigem Erkenntnisgewinn, an Veränderung und Reife ist das, was wir lebenslanges Lernen nennen. 

Haltung steht im Zentrum einer jeden Veränderung.

Die Transformation einer Organisation ist nichts anderes als die Transformation eines jeden einzelnen Mitwirkenden. Durch Veränderungen am System verändert sich auch der Mensch innerhalb dieses Systems und vice versa. Dies ist der Grund, warum Haltung der Kern unseres Ansatzes und des Denkstarter-Lernmodels ist.

Wir sind also, gäbe es dies, so was wie eine haltungs-zentrierte Organisation. Was wir aber meinen, ist folgendes: Verhalten ist Haltung und Gestaltung braucht Haltung. 

Vor allem in den letzten zwei Jahren während der Pandemie hatten Menschen manchmal das Gefühl, sie kennen sich in ihrem eigenen Leben nicht mehr aus, ein Gefühl, dass wir sicher alle schon hatten. Weil alles so schnell geht, keine Zeit bleibt, sich eine Meinung zu bilden, alles so flüchtig ist, aber der Tag aus hunderten Entscheidungen besteht, von denen man nie weiß, ob sie richtig waren. Dass, alles komplex und mehrdeutig geworden ist, und gleichzeitig gefühlt jeder sein eigenes Ding macht.

Genau in solchen Situationen ist Haltung die Superkraft, das Fundament für Orientierung, Stabilität und Sicherheit. Dies gilt auf individueller, persönlicher Ebene, und genauso auf organisationaler Ebene.

Fußt die Haltung auf gelebten Werten, ist sie zusätzlich nicht leicht zu verrücken.

Mit einer wertebewussten Haltung begegnen wir Stress, Zeitdruck, Konflikten oder wahrgenommenen Unsicherheiten mit einer anderen Konsequenz. Haltung gibt uns Vertrauen, nicht zuletzt im Umgang mit den Veränderungen der digitalen Welt.